Zur Erinnerung an Pfarrer Hermann Ritter

Pfarrer Hermann Ritter (1940-2022)

Foto vom "Dankgottesdienst" für Pfarrer Ritter 
am 30. Juni 2022 in der Stadtpfarrkirche in Buchloe.

Ansprache zum Dankgottesdienst
für Pfarrer Hermann Ritter

Liebe Annemarie, lieber Ernst, 

es war ein beeindruckendes Glaubenszeugnis, wie wir zusammen mit Hermann das Sakrament der Krankensalbung gefeiert haben. In österlicher Hoffnung singend und betend, gemeinsam Kraft schöpfend, für den Weg, den Hermann gehen musste. 

Sein kritischer Zustand ließ keinen Ausweg mehr erhoffen. Er wußte um sich. Er wusste, dass seine Zeit gekommen war, vor Gott seinen Schöpfer zu treten. Tiefgläubig legte er sein Leben in Gottes Hand. Hermann war niemals allein. Du, liebe Annemarie, bist ihm beigestanden. Heute begleiten wir ihn mit dir auf seinen letzten Weg, genauso wie er es sich gewünscht hat. 

Liebe Schwestern und Brüder! 

Der Abschied von ihm fällt schwer. Mit unserer Trauer, aber auch in tief empfundener Dankbarkeit für Menschen, wie Pfarrer Hermann Ritter einer war, wollen wir alle zusammenstehen und an ihn erinnern. Wir alle teilen viele liebe Erinnerungen an ihn, so viel Schönes und Gutes. Erinnerungen, die Kraft geben und Mut machen, ganz tief im Herzen. 

Hermann Ritter wurde am 10. Oktober 1940 geboren. Er wuchs in Augsburg auf. In St. Ulrich wurde Hermann Ministrant und Jugendgruppenleiter. Schon früh spürte er seine Liebe zur Königin der Instrumente,  der Orgel, und auch seine Berufung zum Priester. Es folgten die Studentenjahre in Hirschberg, Waldram und Dillingen, wo er auch als Organist tätig war. Am 23. Juni 1968 empfing Hermann Ritter die Priesterweihe. 

In den Pfarreien Waltenhofen, Steingaden, Dillingen und Haunstetten St. Pius war er dann Kaplan, und von 1973 bis 1977 Benefiziat in Buchloe und Lindenberg. Seit dieser Zeit hast du, liebe Annemarie, Hermann begleitet und unterstützt - über ein halbes Jahrhundert lang. 

Seine erste Pfarrstelle trat er 1977 in Lamerdingen, Klein – und Großkitzighofen an. Von 1994 bis zu seinem Ruhestand 2007 war Hermann Ritter Pfarrer in Hohenfurch, Schwabsoien und Sachsenried. Es müsste so vieles erzählt werden, was wichtig war und auch heute noch ist. 

Persönlich durfte ich Pfarrer Ritter in meiner Zeit als Benefiziat in Buchloe kennen- und schätzen lernen. Es war am Weihnachtsabend, am 25. Dezember 2005, als ich neben ihm im Bass des Honsolgener Kirchenchores stand und mit ihm die Kempter Pastoralmesse singen durfte: „Grias di, ich bin d´neue Bene: der Brom Thomas!“„Ich bin der Hermann!“ 

Für mich war Hermann Ritter ein väterlicher Seelsorger und Menschenfreund, dem die Zukunft unserer Pfarrgemeinden und der Erhalt der Glaubenssubstanz in unserer Kirche ein Herzensanliegen war. 

Hermann war ein begnadeter Prediger und Seelsorger, der alles daransetzte, dass die Kirche im Dorf bleibt, dass am Sonntag, auch wenn kein Priester da ist, sich die Menschen zum Gebet und gemeinsamen Hören auf das Wort Gottes versammeln. Er selbst bereitete Wortgottesfeiern vor, deren Texte und Konzepte er über das Internet frei zugänglich machte. 

Liebe Mitbrüder, so frage ich gern einmal in unsere Runde: Wer von uns hat nicht schon einmal auf diese Internetseite geschaut, um sich von Hermanns Predigten zumindest eine kleine Scheibe abzuschneiden? Ich bin ehrlich: Ich habe es gern getan, denn seine Predigten hatten immer Hand und Fuß, und vor allem ein "Amen". 

Aus den Menschen genommen und für die Menschen bestellt in ihren Angelegenheiten bei Gott. – So lautet sein Primizspruch. Hermann Ritter trat in der Zeit des II. Vatikanischen Konzils ins Priesterseminar ein. Er lebte diesen Aufbruch unserer Kirche in die neue Zeit mit, und stand zeitlebens als Pfarrer für eine Kirche ein, die sich der Freude und Hoffnung, der Trauer und Angst des Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten verbunden weiß. Daher rührt auch sein Primizspruch, den er bewusst aus dem Dekret über Dienst und Leben der Priester des II. Vatikanischen Konzils entnommen hat: ein Mensch für die Menschen, der für ihre Angelegenheiten bei Gott eintritt. Ja, dafür stand Hermann Ritter, dafür hat er gelebt!

Und natürlich für die Musik! Was müsste nicht alles an dieser Stelle erzählt werden? Hermann Ritter, war Musiker mit Leib und Seele, ein wahrer Virtuose und Künstler zugleich. Er spielte Orgel, Gitarre, Kontrabass und, und, und … 

Was hat er nicht alles gemacht, unternommen, arrangiert, komponiert, begleitet, zusammengestellt, konzertiert und gesungen? Eben nicht nur als Kirchenmusiker! Ich möchte bewusst stellvertretend für die vielen Gruppen und Chöre den Honsolgener Viergesang anführen. 

Für mich ist und bleibt seine Vertonung des "Sonnengesangs" des Heiligen Franziskus ein Meisterwerk und Ohrwurm, den ich leidenschaftlich gern selber singe. Gerade mit der Musik erreichte Pfarrer Ritter so viele Menschen. Tiefe Freundschaft und Menschenliebe, eine Offenheit für die Kunst, einen Sinn für das Schöne, mit einem ganz, ganz großen Herzen: So war Pfarrer Hermann Ritter. 

 

Liebe Trauergemeinde, 

ich kann an dieser Stelle für uns alle nur ein herzliches „Vergelt´s Gott!“ sagen, dass wir Pfarrer Hermann Ritter haben durften. Der Abschied tut weh, denn gerade in unserem schwierigen Heute, braucht es Pfarrer und Seelsorger wie ihn. In der Hoffnung auf ein Wiedersehen mit ihm bei Christus, dem auferstandenen Herrn und guten Hirten, legen wir alles in Gottes barmherzige Hände. 

Lieber Hermann, 

ich freue mich jetzt schon auf ein Wiedersehen mit dir - eines Tages, wenn auch ich mich auf den Weg machen muss. Und ganz besonders freue ich mich, wenn ich eine Ewigkeit lang im himmlischen Chor singen darf, vor allem dann, wenn du ihn dirigierst. Amen

Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Buchloe, den 30. Juni 2022

Pfarrer Thomas Brom